Sichtweisen in der Krise

Die Psycholog*innen der Gemeinde Wien und speziell im KAV sind seit langem vom Gehalt her benachteiligt. Seit Jahren kämpfen sie für eine bessere Entlohnung, seit Mag.a Nina Atzmüller-Gaugg vom SMZ Süd ein Mandat im Dienststellenausschuss und ein Ersatzmandat im PGA hat, ist Sie auch eine der Sprecher*innen dieser Berufsgruppe. In dieser Funktion hat sie einen Brief an Susanne Jonak (Vorsitzende der HG 2 in der Younion) mit meiner und der Unterstützung ihrer Kolleg*innen verfasst, indem sie ersucht, die Verhandlungen betreffend Gehalt und Anerkennung ihrer Berufsgruppe wieder aufzunehmen. Die Antwort unserer Kollegin Susanne Jonak wurde auch an mich weitergeleitet.

Unabhängig von Hinweisen, was die HG 2 alles zu verhandeln hat und welche Erfolge sie verbuchen konnte zeigen drei Absätze eine, aus meiner Sicht, seltsame Zugangsweise zu PV- und Gewerkschaftsarbeit.

Im Vergleich dazu hat die Gruppierung Konsequente Interessensvertretung die Hauptgruppe II laufend mit finanziellen Verbesserungen beschäftigt. Es wurde eine Erhöhung der Zulagen, eine Erhöhung der Überstunden bei Teilzeitbeschäftigten mehr Geld für alles Mögliche und jetzt zu Gehaltsverhandlungen für die Gruppe der Psychologinnen gefordert.

Zu klären ist, dass wir keine Gehaltsverhandlungen gefordert haben, sondern die Wiederaufnahme der Verhandlungen für die Psychologinnen. Im Jahr 2018 bekamen die neuen Kolleginnen ca. € 2000,- mehr Grundgehalt, davon wurde am Jahresende mit Zustimmung der Gewerkschaft wieder ca. € 1000,- als „Korrektur“ zurückgenommen. Das durch eine Änderung der Einreihung, herausgenommen vom ärztlichen Schema, obwohl erst 2019 die Personalgruppenausschüsse der Ärztinnen und Psychologinnen zusammengelegt wurden – mit Zustimmung derselben Mitwirkenden. Und natürlich fordern wir von der KiV Verbesserungen für unsere Kolleginnen, ich bin jetzt schon 28 Jahre „im Geschäft“, und ich dachte immer, das wäre meine / unsere Aufgabe. Die Mehrheitsfraktion sollte froh sein, wenn sie Ziele aus den Augen verliert, dass sie in der KiV eine starke Opposition hat, die diese Forderungen stellt. Im Antwortbrief versichert uns Susanne Jonak danach auch ihre Hochachtung und Wertschätzung allen Berufsgruppen gegenüber, mit einem nachfolgenden „Aber“

Aber wo bleibt die Solidarität in Zeiten wo es 600000 Arbeitslose gibt und mehrere Hunderttausende Menschen in Kurzarbeit sind und auf ein Einkommen warten. Menschen die ihre Miete nicht zahlen können oder sich aus Sozialeinrichtungen Lebensmittel für ihre Kinder holen müssen. Im Vergleich dazu erhalten Gemeindebedienstete 14 Monatsgehälter und das gesichert!

Der ÖGB fordert einen „Corona-Tausender“, ist auch das verwerflich? Oder werden wir, die Gemeindebediensteten, diesen als Solidaritätsbeitrag wieder abliefern?

Wir SIND solidarisch, wir leben und arbeiten an der Basis, wir haben Freunde und Familienmitglieder aus der Privatwirtschaft, die ebenso betroffen sind – WIR sind nicht blind und unterstützen auch Menschen in unserer Umgebung. Fehlende Verbesserungen für unsere Kolleginnen sind kein Beitrag dazu, die wirtschaftliche Lage nach Corona in Österreich zu verbessern.

Wir wollen nicht (nur) beklatscht werden.

Ich habe schon erwähnt, dass ich bereits 28 Jahre Personalvertreterin und Gewerkschafterin bin, 12 Jahre davon als Vorsitzende des DSA Preyer Kinderspitals, und ich kann mit Stolz sagen, dass ich folgenden Satz aus dem Brief von Susanne Jonak (unabhängig von der Rechtschreibung) noch nie gesagt – ja nicht einmal gedacht habe:

Ich ersuche Sie daher dringend um Verständnis das für eine Gewerkschaftsbewegung jetzt andere Aufgaben im Vordergrund stehen.

Ich kann garantieren, dass die KollegInnen der KiV weiterhin zu ihren Werten stehen und sich für alle Berufsgruppen einsetzen und die Probleme jeder einzelnen Mitarbeiter*in ernst nehmen. Wir sind überzeugt, dass es möglich sein muss, unter vernünftigen Bedingungen und bei entsprechender Bezahlung sinnvoll arbeiten zu können – so einfach wäre es!

Silvia Tauchner

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