US Zölle bringen Österreichs Wirtschaft unter Druck

Am 2. April hat Donald Trump weitreichende Zölle* für nahezu die gesamte Welt verkündet
und seither die bestehende Welthandels-Ordnung auf den Kopf gestellt. Auch die österreichische Wirtschaft ist massiv betroffen.


Zusätzlich zu den bereits zu Beginn dieses Jahres eingerichteten Zölle auf Stahl, Aluminium und Autos sollen diese sogenannten „reziproken“ Zölle für fast alle Produkte und über 60 Länder und Staatenblöcke wie die EU gelten. Das erklärte Ziel ist, Länder, mit denen die USA ein hohes Handelsdefizit aufweisen, für diese als unfair empfundene Handels-Praktik zu bestrafen.

Konsument:innen zahlen
Doch wie wirken Zölle überhaupt und was hat das Handelsdefizit damit zu tun? Ganz einfach gesprochen sind Zölle eine Steuer auf alle Waren und Dienstleistungen, die von einem Land importiert werden. Bezahlt werden diese also von den Konsument:innen bzw. Importeuren im Land, welches die Zölle eingeführt hat, an die eigene Regierung.

Zölle als Bestrafung
Eine direkte Bestrafung für die Staaten, aus denen die Produkte und Dienstleistungen stammen, ist damit
noch nicht gegeben. Vielmehr werden alle Dinge, die den Zöllen unterliegen, für die einheimischen Abnehmer:innen teurer. Entweder direkt durch höhere Preise für Konsument:innen, so wie sich das jetzt bereits für viele Produkte im Onlinehandel etwa aus China abzeichnet, oder weil Produzenten höhere Einkaufspreise für Rohstoffe und Vorprodukte zahlen und sich da mit die Herstellung verteuert.

In den USA wird alles teurer
Ein Nebeneffekt, der oftmals eintritt, ist, dass selbst heimische Produzenten von ähnlichen Waren die Preise erhöhen, da die Konkurrenz-Produkte teurer werden und so mehr Gewinn erzielt werden kann. Für die exportierenden Staaten stellt sich erst dann ein Effekt ein, wenn aufgrund der höheren Preise weniger der Produkte nachgefragt und in die USA exportiert werden können.

Handelsdefizit
Hier kommt nun auch das Handelsdefizit ins Spiel. Das Handelsdefizit zeigt, wie die exportierten und importierten Waren und Dienstleistungen im Verhältnis zueinanderstehen. Die USA haben als das reichste Land der Welt mit Spezialisierung auf Technologiedienstleistungen und den Finanzsektor mit den meisten Ländern eine negative Handelsbilanz, also importieren Waren und Güter in höherem Wert als sie exportieren. Durch die Globalisierung sind viele Industriebereiche in Länder verlagert worden, wo es entweder mehr Rohstoffe gibt oder günstigere Arbeitskräfte gab.

Die Theorie hinter freiem Welthandel
Die Theorie, die dahintersteckt, ist, dass sich Staaten auf die Produktion von jenen Gütern und Dienstleistungen konzentrieren sollen, in denen sie im Vergleich am besten und produktivsten sind. Wenn sich jedes Land auf die eigenen Stärken fokussiert und miteinander unter wenig Restriktionen gehandelt wird, sollen alle insgesamt besser aus steigen. Dieser Globalisierungs-Push war natürlich für viele betroffenen Sektoren und die Beschäftigten darin ein wirtschaftlicher Ruin, der sich auf ganze Regionen desaströs ausgewirkt hat, worauf auch Donald Trump immer wieder anspielt.

Erhoffte Wirkung mehr als fraglich
Nichtsdestotrotz hat sich die Liberalisierung im Welthandel in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt, weswegen in vielen Staaten die Kapazitäten und Infrastruktur zur Ansiedelung von Industrieunternehmen nicht mehr vorhanden ist, und enorme Investitionen und lange Zeit benötigen würde. Das ist auch eine der größten Fehler von Trumps Zoll-Politik. Denn ohne den Aufbau eigener Wirtschaftssektoren für die Produkte auf die Zölle eingehoben werden, wird sich abgesehen von Inflation oder weniger Angebot an Produkten an den Handelsdefiziten nichts ändern.

Was ist für Österreich zu befürchten?
Es gibt viele Gründe, diese vielfach unter falschen Vorzeichen gesetzte Handelspolitik abzulehnen und den noch sind ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und damit auch das wirtschaftlich bereits angeschlagene Österreich ernst zu nehmen. Für die EU wurde der ankündigte Import-Zoll von 20 Prozent auf alle Waren vorerst bis Mitte Juli aufgeschoben, um auf dem Verhandlungstisch eine Einigung zu erzielen.

Exportorientierte Sektoren betroffen
Doch auch die schon aktiven Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte treffen unsere exportorientierten Wirtschaftssektoren. Das WIFO hat einen BIP Rückgang von 0,23 Prozent bis 0,33 Prozent-Punkten durch die gesammelten Zölle prognostiziert, was die bereits angespannte Wirtschaftslage verlängern wird.

Selbst wenn durch eine Einigung die Einführung von Zöllen für die EU verhindert werden kann, werden die Auswirkungen anderer Entwicklungen im Zollstreit, wie etwa die Zölle von mittlerweile 145 Prozent auf Importen in die USA von Produkten aus China, auch für uns spürbar sein. Viele Produkte werden dann auf die europäischen Märkte umgeleitet und damit stärkere Konkurrenz für heimische Produzenten bedeuten. Sollte keine Einigung erzielt werden, ist mit Gegenzöllen zu rechnen, deren Auswirkungen sich ebenfalls in höheren Kosten äußern werden.

Robin Perner
*Stand des Artikels ist der Redaktionsschluss am 19. Mai 2025.

Quelle: KOMPETENZ 3/ 2025