Pflege als Schwerarbeit anerkannt: Frühere Pension für Pflegekräfte

Pflegekräfte leisten täglich schwere Arbeit unter harten Arbeitsbedingungen. Gewerkschaften, Pflegepersonal und Betroffene fordern schon längst, Pflege als Schwerarbeit einzustufen. Das wird jetzt von der Regierung umgesetzt:

Pflegekräfte werden in die Schwerarbeitsverordnung aufgenommen und dürfen früher in Pension gehen – mit weniger Abschlägen. Die neue Regelung soll ab 1. Jänner 2026 in Kraft treten. 

Das Ziel einer Schwerarbeitspension ist, körperlich stark belasteten Arbeitnehmer:innen, die aufgrund ihrer Tätigkeit nicht so lange arbeiten können, einen einfachen Zugang zu Frühpensionen zu ermöglichen. Obwohl sie unter starken körperlichen und psychischen Bedingungen arbeiten, war es für Pflegepersonal in der Praxis allerdings nicht einfach möglich, eine Schwerarbeitspension zu bekommen. Es war zwar grundsätzlich möglich, aber als Pflegekraft erfüllte man kaum die Kriterien, weshalb die wenigsten tatsächlich eine bekamen. Die Bundesregierung möchte das nun ändern – und zwar als Zeichen der Wertschätzung und des Respekts für eine Arbeit, die sehr oft als selbstverständlich wahrgenommen und wenig Aufmerksamkeit erhält.

Pflege ist Schwerarbeit: Rückenschmerzen, psychische Belastung, lange Schichten

Ein Blick auf den momentanen Alltag von Pflegekräften zeigt die enorme Belastung und Verantwortung – und das Tag für Tag. Der Pflegeberuf zeichnet sich sowohl durch körperliche als auch durch starke psychische Belastung aus:

  • 48 % der Pflegekräfte haben Rückenbeschwerden
  • 60 % empfinden ihre Tätigkeit als psychisch stark belastend
  • 30 % leiden – oft aufgrund von Schichtdiensten – unter Schlafstörungen
  • Die Konfrontation mit Tod, Krankheiten und Leiden ist eine starke psychische Belastung
  • Die Arbeitsbedingungen sind schwierig, wie unregelmäßige Dienstzeiten, Personalmangel und Nachtschichten

„Pflege ist definitiv körperlich anstrengend und ich würde es auch als Schwerarbeit bezeichnen. Auch wenn es viele Geräte gibt, die helfen, Menschen zu heben, gibt es genug Situationen, wo diese nicht mehr benutzt werden können. (…) Es ist nicht nur das Heben, das anstrengend ist – Pflegekräfte bewegen sich viel im Laufe des Tages und müssen geistig stets aufmerksam sein, um richtig auf verschiedene Situationen reagieren zu können. Das führt dazu, dass man am Ende des Tages an die Grenzen seiner Energie gelangt“, sagt Pfleger Thomas P. im Kontrast-Interview.

Pflegekräfte dürfen jetzt früher in Pension gehen und haben weniger Abschläge

Der Beschluss, dass Pflege als Schwerarbeit anerkannt wird, bedeutet konkret: Pflegekräfte dürfen früher in Pension gehen – ab dem 60. Lebensjahr. Sie müssen dazu 45 Versicherungsjahre aufweisen und mindestens 10 Jahre Schwerarbeit in den vergangenen 20 Jahren geleistet haben. Bislang galten diese allgemeinen Kriterien für Schwerarbeit nur bei körperlicher Arbeit. Beispielsweise für Schichtdienste mit 6 Nachtschichten pro Monat, bei bestimmten Kaloriengrenzen für körperliche Arbeit oder bei Schadstoffbelastung. Jetzt gelten auch psychische und Mehrfach-Belastungen als Kriterien für das Verrichten von Schwerarbeit. Ein weiterer Vorteil der Schwerarbeitspension: Man hat nur 1,8 % Abschläge anstatt 5,1 % für jedes Jahr, das man vor dem Regel-Antrittsalter in Pension geht. Bei Männern liegt dieses bei 65. Lebensjahr. Bei Frauen liegt es aktuell bei 61., jedoch dieses wird schrittweise auf 65 angehoben.

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