Analyse: Die österreichischen Banken auf der Gewinnwelle
Anhaltende Rezession? Geopolitische Unsicherheiten? Umsatzrückgänge und Zukunftssorgen? Was auf viele Branchen zutrifft, gilt nicht für die heimischen Banken. Im Gegenteil: Sie surfen in Österreich (und Europa) auf einer Erfolgswelle und verzeichnen neben Rekorderträgen und -gewinnen auch Höchststände beim Eigenkapital.

Aktionär:innen können nach Rekordausschüttungen im Jahr 2024 auch weitere hohe Dividendenbeschlüsse bei den Hauptversammlungen im Frühjahr 2025 erwarten.
Gründe für den Banken-Boom
Was bisher geschah: Die gezielte Lieferzurückhaltung von Gas durch Russland ab Herbst 2021 und die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine führten zu einem deutlichen Anstieg des Gas- und Strompreises. Dies führte zu einer Hochinflationsphase, wie sie Österreich und Europa seit über 40 Jahren nicht mehr erlebt hatten. Um die Inflation zu bekämpfen, erhöhte die Europäische Zentralbank die Leitzinsen stark. Ab Mitte 2022 stiegen sie innerhalb eines Jahres von 0 auf 4,5 Prozent.
Durch diese Leitzinserhöhungen stiegen die Kosten der Banken, wenn sie sich Geld von der EZB leihen wollten. Diese Kosten gaben sie rasch an ihre Kund:innen weiter, indem sie die Zinssätze für Kredite erhöhten – deutlich schneller als jene, die sie für Spareinlagen bezahlten. Dies wurde vor allem für Personen zu einem Problem, die sich aufgrund eines variabel verzinsten Kredites plötzlich mit einer deutlichen Erhöhung der Kreditrate konfrontiert sahen. Die Differenz zwischen Einlage- und Kreditzins (der sogenannte Zinsspread) wuchs deutlich an. Für die Banken stieg damit ihre wichtigste Einnahmequelle, die Nettozinserträge.
Geldregen für die Banken
In Zahlen bedeutet das: In der Niedrigzinsphase zwischen 2015 und 2021 bewegte sich der unkonsolidierte Nettozinsertrag für den österreichischen Bankensektor immer zwischen 8 und 9 Mrd. Euro jährlich. Mit der Leitzinsanhebung ab Mitte 2022 setzte dann ein regelrechter Geldregen für die Kreditinstitute ein. Im Jahr 2022 stiegen die Nettozinserträge um rund 1,6 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr auf 10,6 Mrd. Euro an. Dem folgte ein weiteres kräftiges Wachstum auf 16,1 Mrd. im Geschäftsjahr 2023. Im Jahr 2024 folgte – u. a. aufgrund der gedämpften Wirtschaftslage und der sinkenden Leitzinsen der EZB – ein leichter Rückgang auf 15,5 Mrd. Euro. Damit lagen die Nettozinserträge im Jahr 2024 um 72 Prozent über dem Niveau von 2021.
Gleichzeitig wuchsen die Betriebsaufwendungen des heimischen Kreditsektors (Verwaltungsaufwendungen, Kosten für Löhne und Gehälter etc.) im selben Zeitraum nur moderat. Zwischen 2015 und 2021 schwankten sie zwischen 12,9 Mrd. und 14,2 Mrd. Euro jährlich. Im Geschäftsjahr 2024 wuchsen die Aufwendungen um 1,8 Mrd. auf 16,0 Mrd. Euro.
Gewinne mehr als verdoppelt
Diese für den Kreditsektor positive Entwicklung der Ertragslage und der gleichzeitig moderate Anstieg der Kosten führten zu einem deutlichen Anstieg der Gewinne der heimischen Banken. Wie in der Abbildung gezeigt wird, befand sich das unkonsolidierte Periodenergebnis nach Steuern deutlich über dem Niveau aller Vorjahre. Während das Periodenergebnis nach Steuern in der Niedrigzinsphase zwischen 2015 und 2021 nie mehr als 6,5 Mrd. Euro betrug, erwirtschaftete der heimische Kreditsektor im Jahr 2023 ein Rekordergebnis von 11,0 Mrd. Euro. Damit haben sich die Gewinne gegenüber 2022 (5,0 Mrd. Euro) mehr als verdoppelt. Die Wertberichtigungen und Kosten für Kreditrisiken waren trotz höheren Gesamtkreditvolumens, der COVID-Krise und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in den Jahren 2020–2024 deutlich niedriger als in den Jahren der Finanz- und Eurokrise 2008–2014.
12. März 2025, Sebastian Reiss
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