Kollektive Katastrophe: Burn-out im (privaten) Gesundheits- und Sozialbereich
Burn-out entsteht primär am Arbeitsplatz – auch wenn Betriebe es gerne anders darstellen. Eine Umfrage bei rund 1.300 Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich zeigt, die Situation hat sich seit 2008 verschärft. So ist die „starke Belastung bzw. Gefährdung“ in den letzten 15 Jahren von rund 20 Prozent auf mehr als 36 Prozent stark gestiegen.

Burn-out ist keine persönliche Schwäche. Im Gegenteil, völlig gesunde Menschen können unter ungünstigen Arbeitsbedingungen daran erkranken.
Erschöpfung, Depersonalisierung, reduzierte Leistungsfähigkeit
In der ICD-11-Klassifikation der Krankheiten und Gesundheitsprobleme beschreibt die WHO Burn-out als Syndrom und Folge von chronischem Arbeitsstress, welcher nicht erfolgreich bewältigt wird.
Bereits 2008 hat die Interessengemeinschaft (IG) Social der Gewerkschaft GPA eine erste Studie zur Burn-out-Gefährdung der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich gemacht. Diese wurde 2023/24 in Kooperation mit der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) wiederholt. Beide Umfragen nutzen das Maslach Burnout Inventory. Anhand unterschiedlicher Dimensionen lässt sich damit messen, wie akut das Ausmaß einer Gefährdung bzw. eines bereits vorhandenen Burn-outs ist. Zu jeder Dimension gibt es Fragen, die mittels Punktevergabe zu einem Wert für eine der drei Burn-out-Dimensionen verrechnet werden:
- Emotionale Erschöpfung zeigt sich in einem Gefühl der Überforderung, Erschöpfung, Frustration sowie Angst vor dem nächsten Arbeitstag.
- Depersonalisierung ist die Reaktion auf emotionale Erschöpfung. Diese zeigt sich im Versuch, sich von Klient:innen und Patient:innen zu distanzieren, Gleichgültigkeit und Zynismus.
- Reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit kann sich in Überforderung, fehlender Motivation, Gereiztheit und der Vorstellung, mit der eigenen Arbeit und dem persönlichen Einsatz nichts bewirken zu können, niederschlagen.
Aus diesen drei Dimensionen wird das gesamte Burn-out-Gefährdungspotenzial errechnet. Das Inventory ist kein Diagnoseinstrument, sondern vielmehr ein Instrument zur Selbsteinschätzung der individuellen Betroffenheit. 2023/24 konnten rund 1.300 Fragebögen zur Auswertung herangezogen werden, 2008 waren es ähnlich viele.
21. November 2024,
Axel Magnus, Judith Reitstätter
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