Früher Schul­abgang ist teuer für alle – Inves­ti­tionen in Bil­dung lohnen sich

Geschätzt mehr als eine Milliarde Euro jährlich betragen die gesamtwirtschaftlichen Kosten von frühen Schulabgängen in Österreich. Mehr Investitionen in Bildung bzw. eine Weiterentwicklung bestehender Bildungs- und Integrationsmaßnahmen lohnen sich vielfach.

Denn ein geringes Maß an Bildung verursacht nicht nur ökonomische, sondern auch individuelle und soziale Kosten.

Die von mir am Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz durchgeführte Studie hatte die Ermittlung der Kosten eines frühen Schulabgangs zum Gegenstand. Ein früher Schulabgang bzw. -abbruch liegt vor, wenn kein über die Pflichtschule hinausgehender Bildungsabschluss erreicht wird, wenn also die Schule während oder nach der Mittelschule oder nach der Polytechnischen Schule verlassen wird oder eine Lehre, eine AHS oder eine berufsbildende mittlere oder berufsbildende höhere Schule abgebrochen wird, wobei statistisch der Abbruch nach erfolgreichem Abschluss der dritten Klasse einer BHS nicht mehr als früher Schulabbruch erfasst wird.

Zur Schätzung der durch frühe Schulabgänge bedingten Kosten wurde die Gruppe der frühen Schulabgänger:innen im Alter von 18 bis 24 Jahren mit einer Gruppe junger Menschen ebenfalls im Alter von 18 bis 24 Jahren verglichen. Die Vergleichsgruppe wurde so ausgewählt, dass sie eine Lehre oder berufsbildende mittlere Schule abgeschlossen hatte, also einen um eine Stufe höheren formalen Bildungsabschluss aufweist, sich aber in anderen statistischen Merkmalen, wie Geschlecht, Alter, Staatsbürgerschaft, Wohnort und Erhebungsjahr, von der Untersuchungsgruppe der frühen Schulabgänge nicht unterscheidet. Durch dieses Vorgehen war es möglich, die ermittelten Kosten auf die frühen Schulabbrüche zurückzuführen. Grundlage der Schätzung waren Daten der „European Union Statistics of Income and Living Condition“ (EU-SILC) der Jahre 2017 bis 2021, die in Österreich von der Statistik Austria erhoben werden.

Hohe Kosten für Gesamtwirtschaft, öffentliche Hand und Unternehmen

Die durchgeführten Kostenschätzungen ermitteln hohe Kosten für die Gesamtwirtschaft, die öffentliche Hand und die Unternehmen. Die durchschnittlichen wirtschaftlichen Gesamtkosten belaufen sich für einen Schulabbruch auf ca. 20.150 Euro pro Jahr, jene der öffentlichen Hand auf ca. 8.350 Euro pro Jahr und jene der Unternehmen auf ca. 4.530 Euro pro Jahr. Hochgerechnet auf die Zahl der frühen Schulabbrecher:innen im Alter von 18 bis 24 Jahren betragen die gesamtwirtschaftlichen Kosten 1,1 Milliarden Euro, jene der öffentlichen Hand 460 Millionen Euro und jene der Unternehmen 250 Millionen Euro.

25. Juli 2024, Johann Bacher

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