Pflegelast auf jungen Schultern – hoher Handlungsbedarf!

Betreuungsaufgaben für Personen mit längerfristigen Erkrankungen, Behinderungen oder altersbezogenen Schwierigkeiten zu übernehmen ist in wohlfahrtsstaatlich organisierten Ländern für viele Privatpersonen alltäglich.

Worauf in diesem Zusammenhang allerdings häufig vergessen wird, ist, dass auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene solche Betreuungsaufgaben in vielen Fällen übernehmen (müssen). Flächendeckende Unterstützung fehlt nach wie vor, dabei gibt es Handlungsbedarf auf vielen Ebenen.

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Pflege- und Betreuungsaufgaben, im Fachjargon als „Young (Adult) Carers“ bezeichnet, kommen auf der ganzen Welt vor – so auch in Oberösterreich, wie eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung gemeinsam mit der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt. Allein in Oberösterreich müssen, je nach Auslegung, zwischen 21.662 und 44.791 junge Menschen Betreuungsaufgaben übernehmen. Umgelegt auf Gesamt-Österreich bedeutet das, dass bis zu 264.000 Jugendliche und junge Erwachsene neben (Aus-)Bildung und Berufseinstieg in unterschiedlichen Facetten von innerfamiliärer Pflege betroffen sind. Nicht zu vergessen, dass für fast 43.000 Kinder ab fünf Jahren die Pflege in der Familie kein Kinderspiel ist, sondern die Fürsorge für z. B. Eltern oder Geschwister tägliche Realität.

In den Aufgabenbereich der Young (Adult) Carers können kleine Haushaltsaufgaben bis hin zu schwer körperlich und psychisch belastenden Tätigkeiten fallen. Sie suchen sich vor allem in jungen Jahren die Situation nur selten aus und definieren sich auch meist selbst kaum als Young (Adult) Carer. Das erschwert die Unterstützung von „außen“ in der Schule oder auch am Arbeitsplatz. Die Übernahme von innerfamiliärer Pflegeverantwortung prägt dabei die Transition ins Erwachsenenleben.

Vor allem das Gefühl, mit der emotionalen Herausforderung der Bewältigung des Pflegealltags allein gelassen zu werden, bedrückt viele junge Pflegende, oft auch lange nach Beendigung der eigentlichen Pflegesituation, sehr. Die Pflegerolle kann sich auf unterschiedliche Lebensbereiche wie Schule, Ausbildung, Beruf, Familie, die persönliche Entwicklung oder aber auch auf die Freizeit auswirken.

Heidemarie Staflinger, Hanna Födermayr

29.April 2024

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